Unser Gehirn beinhaltet ca. 100 Milliarden Nervenzellen und steuert unter anderem Bewegung, Sprache, Denkprozesse, Sinneswahrnehmung, unser Fühlen und Koordination. Da unterschiedliche Hirnareale für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind, treten im Rahmen eines Schlaganfalls (Apoplex) Symptome entsprechend der Funktion des betroffenen Areals auf.
Großhirn ⟶ Denkprozesse, Bewegung, Sprache, Sinneswahrnehmung je nach Abschnitt (unterteilt in Frontal-, Parietal-, Temporal- und Okzipitallappen)
Kleinhirn ⟶ Koordination, Feinmotorik, Gleichgewicht
Hirnstamm ⟶ Atmung, Kreislauf, Bewusstsein
Basalganglien & Thalamus ⟶ Bewegungskoordination, Reizfilterung
Die Blutversorgung des Gehirns ist entscheidend, da es konstant Sauerstoff und Glukose benötigt – bereits nach wenigen Minuten ohne Sauerstoff sterben Nervenzellen ab.
Merke: “Time is Brain” ⟶ Je schneller bei einem Schlaganfall gehandelt und die Blutversorgung wieder hergestellt werden kann, desto eher lassen sich bleibende Schäden vermeiden
Ein Schlaganfall entsteht, wenn die Durchblutung einer der Hirnarterien durch Verschluss oder Hirnblutung gestört ist. In diesem Zusammenhang wird das von der Arterie versorgte Hirnareal nicht mehr mit Blut versorgt, wodurch Nervenzellen absterben.
In der Entstehung unterscheiden wir ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle.
Ischämisch (85%) ⟶ Durchblutung ↓
Hämorrhagisch (15%)
TIA (transitorische ischämische Attacke) ⟶ Durchblutungsstörung des Gehirns, die den Symptomen eines Schlaganfalls gleicht, aber binnen 24h wieder nachlässt
Biomarker (GFAP) können mittlerweile helfen, bereits im Rettungswagen ischämische von hämorrhagischen Schlaganfällen zu unterscheiden und so wertvolle Zeit in der Behandlung zu gewinnen
Die Symptome eines Schlaganfalls treten meist plötzlich auf und hängen davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist.
Häufige Warnzeichen sind:
Merkhilfe: BE-FAST
B – Balance ⟶ Schwindel
E – Eyes ⟶ Sehverlust/Doppelbilder
F – Face ⟶ Hängender Mundwinkel beim Lächeln
A – Arms ⟶ Patient kann Arm nicht heben/halten
S – Speech ⟶ Verwaschene Sprache
T – Time ⟶ Sofort Notruf 112!
“Ich bin zu jung für einen Schlaganfall” ⟶ Auch junge Erwachsene können betroffen sein
“Wenn die Symptome selbst wieder verschwinden war es nichts Schlimmes” ⟶ Auch der Verdacht einer TIA kann ein Warnsignal sein und muss abgeklärt werden
“Mit meinen Einschränkungen muss ich jetzt leben” ⟶ Unser Gehirn ist plastisch! Die ersten 3-6 Monate sind besonders wichtig, da hier die größten Anpassungen möglich sind und Bewegungsmuster wieder erlernt werden können. Auch danach sind Erfolge möglich, wenn diese auch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Akutphase ⟶ Thrombolyse (Gerinnselauflösung) und Thrombektomie (Entfernen des Gerinnsels)
⟶ Blutdrucksenkung bei Blutung
Sekundärprävention ⟶ Gerinnungshemmer, Blutdrucksenker, Statine
Behandlung von Risikofaktoren ⟶ Diabetes, Rauchen, Übergewicht
Nach einem Schlaganfall steht in aller Regel zunächst eine Reha auf dem Plan, ehe wir mit der ambulanten Versorgung beginnen können.
Unsere Therapie richtet sich sowohl in Ergo- als auch Physiotherapie nach den individuellen Problemen und Einschränkungen im Alltag.
Wir versuchen mittels verschiedener Techniken Bewegungsmuster “anzubahnen”, und diese im Laufe der Therapie in alltagsnahe und funktionelle Übungen zu übertragen, die wir stufenweise in ihrer Komplexität steigern um so gut wie möglich die ursprüngliche Funktion wiederherzustellen.
Dazu können wir neben Gleichgewichts- und Koordinationsschulungen sowie Feinmotorik– und Alltagstraining auch auf computergestützte Therapie zurückgreifen, die gemeinsam mit unserem Alter-G Anti-Schwerkraft-Laufband nochmals neue Möglichkeiten in der Nachbehandlung eröffnet.
Im Rahmen der ergotherapeutischen Versorgung liegt der Fokus zusätzlich je nach Problemstellung auf dem Hirnleistungstraining und Strategien zur Krankheits- und Alltagsbewältigung.
Schlaganfälle betreffen nicht nur ältere Menschen, sondern können je nach Vorerkrankung auch jüngere treffen. Entscheidend ist in jedem Fall der Faktor Zeit! Die Symptome sollten stets ernstgenommen und ärztlich abgeklärt werden. Neue Verfahren wie präklinische Biomarker-Tests helfen heute mehr denn je, früh richtig zu handeln und so Funktion und Lebensqualität zu erhalten oder zurückzugewinnen. Durch gezielte Ergo- und Physiotherapie lässt sich meist sehr gut an den Folgen eines Schlaganfalls arbeiten und Alltagssituationen besser meistern. Falls Sie möchten finden Sie das BE-FAST Schema anbei als Download z.B. für einen Aushang zu Hause