Unter einer distalen Radiusfraktur versteht man einen handgelenksnahen Bruch der Speiche (bis zu 3cm über dem Handgelenk).
Entsprechend der Entstehung unterscheidet man vorrangig zwei Formen der distalen Radiusfraktur.
Die Smith-Fraktur und die Colles-Fraktur.
Eine distale Radiusfraktur kann sowohl durch direkte als auch indirekte Krafteinwirkung entstehen. Am häufigsten ist direkte Krafteinwirkung im Rahmen eines Sturzes auf die Hand ursächlich.
Dabei ruft der Sturz auf die gebeugte Hand meist die sogenannte Colles-Fraktur hervor, während ein Sturz auf die gestreckte Hand meist zu einer Smith-Fraktur führt.
Im Rahmen der Diagnostik werden folgende Aspekte beachtet:
Schmerzen ⟶ Starke Schmerzen im Handgelenk oder Unterarm, insbesondere bei Bewegung oder Druck
Schwellung ⟶ Deutliche Schwellung des Handgelenks oder des Unterarms, die oft mit einer Blutergussbildung einhergeht.
Funktionseinschränkung ⟶ Beweglichkeit und Kraft des Handgelenks ↓
Fehlstellung ⟶ Sichtbare Fehlstellung der Hand im Vergleich zum Unterarm
Empfindungsstörungen ⟶ Mögliche Taubheit oder Kribbeln in den Fingern durch Nervenverletzungen
Krepitationen ⟶ Knirschen des Handgelenks bei Bewegung
Ergänzt wird der Sichtbefund sowie die Funktionsuntersuchung durch eine Röntgenaufnahme oder ein MRT (bei Verdacht auf Begleitverletzungen)
Wenn es sich um eine Fraktur ohne Knochenfragmente handelt, die Gelenkfläche nicht betroffen ist und die Frakturenden nicht verschoben sind kann eine konservative Therapie in Betracht kommen
Bei komplexen Brüchen mit Gelenkbeteiligung oder verschobenen Frakturenden ist eine OP indiziert.
Hierbei kommen meist Plattenosteosynthese oder Kirschner-Draht zum Einsatz.
Plattenosteosynthese ⟶ Eine Metallplatte wird verwendet, um die Bruchenden zu stabilisieren und die anatomische Struktur wiederherzustellen.
Kirschner-Draht ⟶ Der Bruch wird mittels eines Drahtes der durch den Knochen geführt wird fixiert.
“Ein Gips reicht, ich brauche keine OP” ⟶ Nicht jeder Bruch ist gleich. Instabile Brüche oder bei der Gefahr von Nerven- oder Gefäßverletzungen ist eine OP die bessere Wahl
“Wenn der Gips ab ist, ist alles wieder in Ordnung” ⟶ Nach 6 Wochen ist der Knochen in der Regel geheilt, Funktion und Belastbarkeit können aber erst jetzt richtig trainiert werden. Nach der OP ist vor der Therapie
“Ich brauche keine Therapie, meine Hand nutze ich im Alltag sowieso” ⟶ Neben Kraft und Beweglichkeit die dosiert gesteigert werden sollten spielen auch die Mobilisation der Narbe und Schwellungsreduzierung eine Rolle. Um die volle Funktion wiederherzustellen ist professionelle Betreuung unerlässlich
Zunächst führen wir eine ausführliche Befunderhebung durch, in der wir alle relevanten Faktoren wie operative oder konservative Behandlung, Anforderungen, Kraft, Schmerzen und Beweglichkeit in einen Gesamtkontext setzen, der uns später als Grundlage für die Therapie dient.
Dabei achten wir auch auf den Zustand einer eventuellen Narbe, um späteren Komplikationen damit vorzubeugen.
Nach Besprechung der individuellen Ziele stehen wenn nötig die Narbenmobilisation und falls verordnet Manuelle Lymphdrainage an.
Auch eine leichte passive Mobilisation des Handgelenks setzen wir sofern vom Arzt erlaubt (postoperativ) so früh wie möglich ein.
Die Mobilisation wird nach und nach gesteigert, ehe wir zu aktivem Beweglichkeits- und Krafttraining übergehen. So können wir die Belastbarkeit des Handgelenks für Alltag oder Sport immer weiter steigern.
Die distale Radiusfraktur ist eine der häufigsten Knochenverletzungen. Sie lässt sich sowohl konservativ als auch operativ gut behandeln, wobei eine OP meist nur bei komplexeren Brüchen vorgezogen wird. Der Heilungsprozess dauert länger als die reine Knochenheilung. Eine umfassende ergo- und/oder physiotherapeutische Nachbehandlung hilft langfristig die Beweglichkeit, Kraft und Belastbarkeit des Handgelenks für Alltag und Sport zu optimieren.