POLYNEUROPATHIE

ANATOMIE

Der Begriff “Neuropathie” beschreibt die Erkrankung eines Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Sind mehrere Nerven statt einem betroffen spricht man von einer “Polyneuropathie”.

Es können folgende Nerven betroffen sein:

Motorische Nerven ⟶ Bewegungssteuerung

Sensorische Nerven u.a. Schmerz- und Temperaturwahrnehmung

Autonome Nerven ⟶ Unwillkürliche Regulation von Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung

URSACHEN & ENTSTEHUNG

In der Entstehung einer Polyneuropathie (PNP) unterscheidet man verschiedene Gruppen:

Metabolisch:

  • Diabetes mellitus (häufigste Ursache in Industireländern!) ⟶ Hohe Blutzuckerwerte schädigen die Nervenzellen
  • Niereninsuffizienz ⟶ durch Ansammlung von Toxinen

Toxisch:

  • Alkohol ⟶ schädigt Nervenzellen
  • Schwermetalle wie Blei, Arsen und Quecksilber

Mangelernährung:

  • Vitaminmangel ⟶ B-Vitamine (oft im Rahmen von Alkoholmissbrauch), Folsäure, Vitamin E

Infektiös/immunologisch:

  • HIV, Borreliose, Hepatitis, Guillain-Barré-Syndrom

Im Rahmen der Krankheitsentstehung können sowohl die Nervenfasern selbst als auch deren Schutzhülle (Myelinscheide) geschädigt werden.

SYMPTOME

Die auftretenden Symptome sind abhängig von den betroffenen Nerven. Folgende Beschwerden können dabei auftreten:

Missempfindungen Dazu gehören Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühle, insbesondere in den Füßen und Beinen.

Schmerzen Schmerzen in den betroffenen Körperteilen, die meist als stechend oder brennend beschrieben werden.

Gestörtes Temperaturempfinden Verändertes Kälte- und Wärmeempfinden

Muskelschwäche Wenn motorische Nerven betroffen sind

Unsicheres Gangbild ⟶ Durch Empfindungsstörungen und Muskelschwäche

Die Symptome können dabei ein- oder beidseitig auftreten.

DIAGNOSTIK

Die Diagnostik von Polyneuropathien umfasst mehrere Schritte:

1. Befragung (Anamnese) ⟶ Typische Symptome und Beschwerden werden abgefragt

2. Neurologische Untersuchung ⟶ Mittels EMG wird die Nervenfunktion geprüft. Ergänzend kann die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) gemessen werden, und Aufschluss über den Zustand der Nerven geben

3. Laboruntersuchungen ⟶ Das Blutbild gibt Aufschluss über Diabetes, Vitaminmangel oder toxische Einflüsse als mögliche Ursache

Was muss ich als Patient/in wissen?

  • Typische Symptome sind Taubheitsgefühle, Brennen oder Missempfindungen in den Extremitäten, sowie Schmerzen in Händen/Füßen v.a. nachts
  • Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch und Vitaminmangel sind die häufigsten Ursachen
  • Auch Leber- und Nierenerkrankungen können einen Einfluss haben
  • Eine PNP ist meist chronisch
  • Ziel ist Ursachenbehandlung um das Fortschreiten zu bremsen und die Symptome zu kontrollieren ⟶ Stand der aktuellen Medizin lässt sich eine PNP nicht rückgängig machen

MYTHEN & IRRTÜMER

PNP betrifft nur alte Menschen⟶ Durch Diabetes, Alkohol, Infektionen oder genetische Ursachen (Charcot-Marie-Tooth) können auch jüngere Menschen betroffen sein

Wenn die Nerven einmal kaputt sind kann man nichts mehr tun⟶ Bestehende Schäden können nicht mehr rückgängig gemacht werden, jedoch lassen sich je nach Fall die Ursachen behandeln und so Symptome lindern sowie das Fortschreiten bremsen

Wenn meine Symptome besser sind habe ich keine PNP mehr⟶ Die Symptome können im Rahmen einer PNP schwanken. Umso wichtiger ist, die Therapie auch in Phasen mit wenig Beschwerden weiterzuführen

Ärztliche Therapie

Die Therapie der Polyneuropathie steht im Wesentlichen auf drei Säulen:

Kausale Therapie ⟶ Ursachenbehandlung

Symptomatische Therapie ⟶ zum Beispiel Schmerztherapie

Unterstützende Therapie Physiotherapie, Ergotherapie, psychologische Beratung

Die Ursachenbehandlung ist abhängig vom zu Grunde liegenden Auslöser:

  • Diabetes mellitus ⟶ optimale Blutzuckereinstellung
  • Alkoholkonsum ⟶ Verzicht bzw. warmer Entzug
  • Vitaminmangel ⟶ Substitution
  • Infektionen ⟶ Antibiotika
  • Autoimmunbedingte PNP ⟶ z.B. Immunglobuline

In der symptomatischen Therapie steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund, die höchst individuell ist und nur in direkter Absprache mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin erfolgen sollte.

Physiotherapie und Ergotherapie dienen dazu über Bewegung, Gleichgewichts- und Kräftigungsübungen die Symptome und Nebeneffekte der PNP wie Schwindel, Gangunsicherheit und Muskelschwäche anzugehen

 

Unser Ansatz

 im Therapiewerk –

Zu Beginn der Therapie steht die Befunderhebung mit genauer Funktionsanalyse, in der nicht nur das therapeutische Vorgehen, sondern auch Ziele und Wünsche des Patienten besprochen werden.

Je nach Hintergrund liegt unser Fokus auf:

  • Nervenstimulation
  • Förderung der Sensibilität/Durchblutung
  • Mobilisation und Kräftigung der Muskulatur
  • Gleichgewichtstraining und Koordination

Durch eine kontinuierliche Behandlung, können die Symptome wie Instabilität, Gangunsicherheit, Missempfindungen und Sensibilitätsstörungen wirksam verbessert und reduziert werden

Fazit

Auch wenn eine PNP nicht direkt heilbar ist, lassen sich durch die Behandlung der Grunderkrankung und angepasster Therapie viele Symptome lindern und bremsen.

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