Der Begriff “Neuropathie” beschreibt die Erkrankung eines Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Sind mehrere Nerven statt einem betroffen spricht man von einer “Polyneuropathie”.
Es können folgende Nerven betroffen sein:
Motorische Nerven ⟶ Bewegungssteuerung
Sensorische Nerven ⟶ u.a. Schmerz- und Temperaturwahrnehmung
Autonome Nerven ⟶ Unwillkürliche Regulation von Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung
In der Entstehung einer Polyneuropathie (PNP) unterscheidet man verschiedene Gruppen:
Metabolisch:
Toxisch:
Mangelernährung:
Infektiös/immunologisch:
Im Rahmen der Krankheitsentstehung können sowohl die Nervenfasern selbst als auch deren Schutzhülle (Myelinscheide) geschädigt werden.
Die auftretenden Symptome sind abhängig von den betroffenen Nerven. Folgende Beschwerden können dabei auftreten:
Missempfindungen ⟶ Dazu gehören Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühle, insbesondere in den Füßen und Beinen.
Schmerzen ⟶ Schmerzen in den betroffenen Körperteilen, die meist als stechend oder brennend beschrieben werden.
Gestörtes Temperaturempfinden ⟶ Verändertes Kälte- und Wärmeempfinden
Muskelschwäche ⟶ Wenn motorische Nerven betroffen sind
Unsicheres Gangbild ⟶ Durch Empfindungsstörungen und Muskelschwäche
Die Symptome können dabei ein- oder beidseitig auftreten.
Die Diagnostik von Polyneuropathien umfasst mehrere Schritte:
1. Befragung (Anamnese) ⟶ Typische Symptome und Beschwerden werden abgefragt
2. Neurologische Untersuchung ⟶ Mittels EMG wird die Nervenfunktion geprüft. Ergänzend kann die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) gemessen werden, und Aufschluss über den Zustand der Nerven geben
3. Laboruntersuchungen ⟶ Das Blutbild gibt Aufschluss über Diabetes, Vitaminmangel oder toxische Einflüsse als mögliche Ursache
“PNP betrifft nur alte Menschen” ⟶ Durch Diabetes, Alkohol, Infektionen oder genetische Ursachen (Charcot-Marie-Tooth) können auch jüngere Menschen betroffen sein
“Wenn die Nerven einmal kaputt sind kann man nichts mehr tun” ⟶ Bestehende Schäden können nicht mehr rückgängig gemacht werden, jedoch lassen sich je nach Fall die Ursachen behandeln und so Symptome lindern sowie das Fortschreiten bremsen
“Wenn meine Symptome besser sind habe ich keine PNP mehr” ⟶ Die Symptome können im Rahmen einer PNP schwanken. Umso wichtiger ist, die Therapie auch in Phasen mit wenig Beschwerden weiterzuführen
Die Therapie der Polyneuropathie steht im Wesentlichen auf drei Säulen:
Kausale Therapie ⟶ Ursachenbehandlung
Symptomatische Therapie ⟶ zum Beispiel Schmerztherapie
Unterstützende Therapie ⟶ Physiotherapie, Ergotherapie, psychologische Beratung
Die Ursachenbehandlung ist abhängig vom zu Grunde liegenden Auslöser:
In der symptomatischen Therapie steht die medikamentöse Therapie im Vordergrund, die höchst individuell ist und nur in direkter Absprache mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin erfolgen sollte.
Physiotherapie und Ergotherapie dienen dazu über Bewegung, Gleichgewichts- und Kräftigungsübungen die Symptome und Nebeneffekte der PNP wie Schwindel, Gangunsicherheit und Muskelschwäche anzugehen
Zu Beginn der Therapie steht die Befunderhebung mit genauer Funktionsanalyse, in der nicht nur das therapeutische Vorgehen, sondern auch Ziele und Wünsche des Patienten besprochen werden.
Je nach Hintergrund liegt unser Fokus auf:
Durch eine kontinuierliche Behandlung, können die Symptome wie Instabilität, Gangunsicherheit, Missempfindungen und Sensibilitätsstörungen wirksam verbessert und reduziert werden
Auch wenn eine PNP nicht direkt heilbar ist, lassen sich durch die Behandlung der Grunderkrankung und angepasster Therapie viele Symptome lindern und bremsen.