Das Schultergelenk ist ein relativ komplexes Gelenk. Entgegen anderer Gelenke ist es weniger knöchern “gesichert”, sondern viel mehr muskulär stabilisiert. Aus diesem Grund verfügt das Schultergelenk auch über seine große Bewegungsfreiheit in alle Richtungen.
Wenn wir von der Schulter sprechen, reden wir dabei von mehreren Gelenken, die alle an der Bewegung des Arms beteiligt sind. Hierzu zählen:
Glenohumeralgelenk ⟶ Verbindung zwischen Schulterblatt und Oberarm. Fixiert wird das Gelenk durch seine Gelenkkapsel und die “Rotatorenmanschette”
Dabei handelt es sich um vier Muskeln, die den Oberarmkopf im Gelenk “zentrieren” bzw. dem Gelenk Stabilität verleihen.
AC-Gelenk ⟶ verbindet Schulterdach (Acromion) mit Schlüsselbein (Clavicula) und ist durch eine Rotationsbewegung des Schlüsselbeins an der Aufwärtsbewegung des Arms über den Kopf beteiligt
SC-Gelenk ⟶ Verbindung zwischen Brustbein (Sternum) und Schlüsselbein (Clavicula)
Scapulothorakales Gelenk ⟶ Verbindung zwischen dem Schulterblatt (Scapula) und dem Brustkorb (Thorax). Hierbei handelt es sich um kein klassisches Gelenk. Die funktionelle Verbindung wird hier rein muskulär hergestellt und fixiert das Schulterblatt auf dem Brustkorb.
In der Regel lässt sich nicht “die” einzelne konkrete Ursache für Beschwerden im sogenannten “subacromialen” Raum benennen. Viel mehr ist die Entstehung multifaktoriell. Frühere Theorien, die Sehne klemme ein und entzünde sich wurden inzwischen widerlegt. Mittlerweile geht man eher von einer Kombination aus folgenden Faktoren aus:
Zunächst steht die Abfrage nach Art und Auftreten der Symptome im Vordergrund. Typisch ist insbesondere der “Painful Arc”, also das Auftreten von Schmerzen zwischen 60-120 Grad Abduktion (Abspreizung) des Arms.
In der Regel erfolgt die Diagnose durch funktionelle Bewegegungstests, die Aufschluss über Kraft und Zustand der Weichteile in der Schulterregion geben.
Hinzukommt eine funktionelle Untersuchung der angrenzenden Gelenke, da auch Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Schulterblatt einen Einfluss auf die Schulter haben können.
Bildgebende Maßnahmen wie ein MRT kommen meist nur zur Abgrenzung anderer Diagnosen oder bei Therapieresistenz zum Einsatz. Beispielsweise bei Verdacht auf Osteophyten (Knochenanwüchse) wie sie u.a.im Rahmen einer Arthrose vorkommen. Diese sind in der Bildgebung (Röntgen und MRT) sichtbar und können tatsächlich zu einer “echten” Raumenge führen. Allerdings muss auch diese nicht zwangsläufig zu Schmerzen führen.
”Mein Schulterdach ist gekrümmt. Daher klemmt meine Sehne ein. Muss man abfräsen sonst gibt das nichts…”
⟶ Neue Studien zeigen keine bis sehr geringe Korrelation zwischen Acromionform und Schulterschmerzen
“Da hilft nur Kortison”
⟶ Kortison kann die Entzündung ablindern und darüber Schmerzen lindern. Bei langfrisitger Anwendung ist Kortison unvorteilhaft für die Sehnengesundheit
“Wenn ich trainiere reißt meine Sehne, ich darf mich jetzt nicht mehr belasten”
⟶ Die Studienlage zeigt, dass ein angepasstes Krafttraining auch bei Teilrupturen bis 50% Rissdicke exzellente Ergebnisse bezüglich Kraft und Funktion erzielt
Die ärztliche Therapie unterscheidet konservative und operative Behandlungsmethoden.
Merke: Schulterschmerzen können langwierig und herausfordernd sein. Da die Schulter wie oben erwähnt fast ausschließlich muskulär gesichert ist, ist aktives Training hier im besonderen Maße wichtig. Dieses sollte angepasst an den Schmerz erfolgen und langsam aber stetig gesteigert werden.
Der Fokus beim Training liegt auf der Rotatorenmanschette, die für die Stabilität der Schulter maßgeblich verantwortlich ist. Da es die eine beste Übung wie so oft nicht gibt, ist es entscheidend alle Bewegungsrichtungen im Laufe der Therapie mit einzubeziehen und auch angrenzende Gelenke sowie Bewegungsmuster miteinzubeziehen. So können wir Stück für Stück näher an die Durchführung von Alltagssituation die zuvor schmerzhaft waren kommen, als auch an einer Rückkehr in den Sport arbeiten.
Schulterbeschwerden sind komplex und individuell. Durch angepasste Therapie lässt sich das Problem in vielen Fällen konservativ lösen. Wichtig ist Ihre aktive Mitarbeit um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Unsere Therapie richtet sich nach einer Art Phasen-Prinzip, in der wir zunächst die Entzündung lindern wollen, ehe wir die Beweglichkeit verbessern und zuletzt Kraft und Belastbarkeit erhöhen. Auch diese Therapie nimmt Zeit in Anspruch, wichtig ist daher dran zu bleiben und gemeinsam mit Ihrem Therapeuten die für Sie idealen Übungen zu finden, um wieder fit zu werden. Dafür stehen wir Ihnen jederzeit zur Seite und hoffen gemeinsam Ihre Ziele erreichen zu können!